Ein Fahrrad steht vor einer Blumenwand

Frühjahrscheck am Fahrrad Profitipps für eine gelungene Bikesaison

12.04.2023

Auch wenn die Temperaturen gerade noch auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg sind, ist es seit 20. März offiziell: Der Frühling ist da und damit auch der Startschuss für ausgiebige Fahrradtouren. Nach der langen Winterruhe kann aber eine kleine Generalüberholung am Bike nicht schaden – ganz im Gegenteil sogar. Um unnötigen Verschleiß am Fahrrad zu vermeiden und den maximalen Fahrspaß herauszukitzeln, gehört der Frühjahrscheck am Fahrrad zum Pflichtprogramm. Was genau kontrolliert werden muss und worauf vor allem E-Bike-Fahrer*innen achten sollten, verrät Little John Bikes Profi Thomas Lenhart.

Eine Frau mit Handschuhen schraubt am Fahrrad

Der Frühling bedeutet Licht, Leben, Bewegung und ganz viel Emotion. Wer alles genau zur selben Zeit erleben möchte, ist auf dem Fahrrad genau richtig aufgehoben. Und auch wenn es verlockend ist, die langsam aufblühende Natur auf zwei Rädern zu entdecken, sollte jeder kurz inne halten und überlegen, ob das Fahrrad oder E-Bike für die nächsten Monate in Bewegung auch wirklich fit genug ist. Kleiner Spoiler: Wahrscheinlich ist das nicht der Fall, denn im Winter, wo die meisten Fahrräder pausieren, hat das Fahrrad jede Menge Zeit, um einzurosten. Ein schwerfälliger Fahrfluss, quietschende Ketten durch ausgetrocknete Fette und Öle oder sogar nicht mehr intakte Bestandteile des Rades können die Folge sein. Thomas Lenhart, Regionalverkaufsleiter bei Little John Bikes und seit über 15 Jahren im Fahrradbusiness tätig, hat gleich mehrere Tipps, die dir dabei helfen, dein liebstes Verkehrsmittel ready für die Straße zu machen.

Steht ein Fahrrad mehrere Monate lang unbewegt im Keller oder in der Garage, kann es zu unerwünschten Begleiterscheinungen kommen. Schließlich ist ein Fahrrad zum Fahren gemacht und nicht zum Stehen. Bevor es an den eigentlichen Frühjahrcheck am Fahrrad geht, heißt es aber: Den Staub und Dreck der Vergangenheit loswerden und zum Frühjahrsputz angreifen. Eine gründliche Reinigung ist die perfekte Basis für alle folgenden To-dos, denn Lappen und Fahrradreiniger wirken nicht nur wie eine Wellnesskur für deinen Drahtesel, sondern bringen auch bisher ungesehene Macken leichter zum Vorschein. Und die Liste der möglichen Problemstellen am Fahrrad ist lang. Steigen wir also gleich ein in die wichtigsten Punkte beim Frühjahrscheck am Fahrrad.

Frühjahrscheck am Fahrrad – mit Liebe zum Detail

Läuft der Antrieb rund?

Thomas: Es ist zwar etwas mühselig, doch es lohnt sich, einen genauen Blick auf Schaltung und Fahrradkette zu werfen. Nach der Reinigung der Kette mit einem Pinsel oder einer weichen Zahnbürste folgt die Kur in Form von Kettenöl. Dieses gut trocknen lassen und mit einem Tuch den Überschuss abtupfen. Nach längerer Standzeit sollte zudem die Schaltung kontrolliert werden. Hakt diese oder springt nicht mehr um, empfehle ich den Gang zum Profi.

Sind die Reifen in Ordnung?

Thomas: Risse im Fahrradreifen bringen jede Vorfreude auf eine Radtour schnell zum Erliegen. Prüfe daher rechtzeitig, ob die Reifen intakt sind. Bei längerer Standzeit verlieren Fahrradreifen außerdem an Luft – ein Zustand, der für eine gelungene Fahrradsaison natürlich nicht tragbar ist. Schnapp dir also deine Luftpumpe und bring ausreichend Luft auf deine Reifen. Im besten Fall ist der Reifendruck in den Frühlings- und Sommermonaten etwas höher als im Herbst und Winter, da das Bike bei milden Temperaturen nicht so viel Grip auf dem Boden benötigt wie bei Schnee und Glätte.

Funktionieren die Fahrradbremsen?

Thomas: Die Bremsen sind der sicherheitsrelevanteste Bestandteil eines Fahrrads oder E-Bikes. Daher solltest du nach dem Winterschlaf deines Bikes prüfen, ob die Bremsbelege in Ordnung sind und ein paar Probemeter inklusive Abbremsen fahren, bevor du dich auf eine größere Tour freuen kannst.

 

Was gibt es bei hydraulischen Bremsen zu beachten?

Thomas: Eine Besonderheit gibt es bei hydraulischen Bremsen zu beachten: Wird das Fahrrad für längere Zeit aufgehangen, kann es sein, dass sich Luft in der Bremse sammelt und die Funktionalität eingeschränkt ist. Der Test ist einfach: Kann die Bremse bis Anschlag herangezogen werden, muss diese sehr wahrscheinlich entlüftet werden. Wer fit am Bike ist, kann diese Arbeit selbstständig erledigen. Andernfalls sind unsere Profis in den Werkstätten natürlich zur Stelle.

Sind alle Schrauben fest?

Thomas: Für eine sichere Fahrt sind festsitzende Schrauben das A und O. Vor allem Sattel und Lenker sollten gut montiert sein, aber auch ein klappernder Gepäckträger kann mit der Zeit ziemlich nerven. Tu dir daher selbst einen Gefallen und zieh alle Schrauben einmal nach.

Machen die Leuchten noch ihren Job?

Thomas: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauert es in Dresden Mitte April fast 14 Stunden. Das bedeutet jede Menge Licht und (hoffentlich) Sonne. Dennoch sollte dir eine funktionierende Lichtanlage am Fahrrad ein Bedürfnis sein – immerhin macht man im Frühling und Sommer auch die Nacht gerne zum Tag. Checke daher, ob alle Leuchten den Richtlinien der Straßenverkehrsordnung entsprechen.

Sonderfall E-Bike: Der Akku und seine Ladung

Alle Frühjahrs-To-dos, die an einem „klassischen“ Fahrrad erledigt werden sollten, gelten auch für ein E-Bike – allerdings mit einem gesonderten Schwerpunkt auf den Akku. Viele Menschen machen den Fehler, das E-Bike samt komplett leerem Akku für mehrere Wochen abzustellen. Dann kann es zu einer Tiefenentleerung kommen und der Akku ist dauerhaft außer Gefecht gesetzt. Auch ein komplett voller Akku ist einem langlebigen Akku nicht dienlich. Daher die zwei Tipps von Thomas:

  • Das E-Bike sollte möglichst mit einem zu ca. einem Drittel geladenen Akku in die Winterpause geschickt werden.
  • Alle 6 bis 8 Wochen den Akku für ca. fünf Minuten laden, damit er „am Leben gehalten“ wird.

Erst vor der ersten richtigen Tour sollte der Akku wieder vollständig aufgeladen werden.

Gut gewappnet – das gehört in jede Fahrradtasche

Ist das Fahrrad oder E-Bike präpariert und bestens auf Touren zum See, zum Eiscafé oder zur Arbeit vorbereitet, fehlt nur noch eines, um die warme Jahreszeit unbeschwert auf dem Fahrrad genießen zu können: eine gut ausgestattete Fahrradtasche. Laut unserem Profi Thomas Lenhart sollte diese unbedingt bestückt sein mit:

  • einem Multitool
  • einer Pumpe
  • einem Ersatzschlauch (bitte auf die richtige Größe achten) oder Flickzeug
  • einem Reifenheber

Wer jetzt denkt „So etwas brauche ich nicht“ wird sich im Fall der Fälle über die kleinen Retter sehr freuen, denn es gibt doch als Fahrradfan nichts schlimmeres, als wenn die Tour wegen einer lockeren Schraube oder eines platten Reifens ein abruptes Ende nehmen muss. Also: Besser haben als brauchen und nun nichts wie los in die Fahrradsaison 2023!

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